“die linden bey der herrenschmiedt” – ein unerwarteter Fund im Stadtarchiv

Im Artikel zum Thema Stadtbrand in Heiligenstadt vom Jahre 1739 wurde die Geschichte der Stadtbrandes und die Geschichte des abgebrannten Gebäudes der Herrnschmiede Heinevetter in der Heiligenstädter Lindenallee ausführlich dargestellt.

In den Akten der städtischen Kämmerei im Heiligenstädter Stadtarchiv lassen sich sicherlich noch eine ganze Reihe von weiteren Nachrichten zur Tätigkeit der Schmiede im 18. Jahrhundert finden, deren Auswertung weitere interessante Erkenntnisse mit sich bringen wird. Auch der große Stadtbrand vom 1. März 1739, bei dem 405 von 550 Häusern vernichtet wurden, wird seine Spuren in den noch vorhandenen Unterlagen der Stadt hinterlassen haben.

Im Folgenden möchte ich meine spannende Suche nach der jahrzehntelang vermissten Originalunterlage, die zuletzt vor 90 Jahren gesichtet wurde – darstellen.

Nach mündlicher Überlieferung in der Herrnschmiedefamilie, zuletzt bis Herrnschmied Franz-Xaver Heinevetter (1857-1942), und gemäß eines Schreibmaschinentextes aus den 1930-er Jahren, sollte in einer Urkunde und Akte aus dem Jahre 1739 im Stadtarchiv ein in der Zeit des Stadtbrandes vor Ort wirkender Bildhauer der Stadt Heiligenstadt am 8. Juli 1739 eine Rechnung über zwei Taler eingereicht haben.

Auf Basis dieses alten Schreibmaschinentextes der 1930-er Jahre begab ich mich also erneut auf die Suche nach einem Originaldokument aus dem Jahr 1739. Diese uralte Urkunde wurde somit zuletzt vor 90 Jahren gesichtet. Darin soll die Herrnschmiede in der Heiligenstädter Lindenallee und eine uralte Linde vor dem Gebäude erwähnt sein.

Dieser Text aus den 1930-Jahren brachte auch eine Transkription der besagten Originalurkunde von 1739, allerdings keinen exakten Quellverweis im örtlichen Stadtarchiv.

Das war ein entscheidendes Hindernis auf der langwierigen Suche nach dem Originaltext.

Ausgangspunkt der erneuten Suche war nun ein kleiner Hinweis, eine Randnotiz, Fußnote in einem Text zur Geschichte der Stadt Heiligenstadt aus dem Jahre 1965, den ich bei den Recherchen zu meinem jüngsten Blogbeitrag zur Herrnschmiede-Geschichte erneut zurate zog.

Allerdings musste dieser Text zur Stadtgeschichte zunächst erst einmal gefunden werden – dies gelang in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena- mit freundlicher Unterstützung aus dem Forschungsnetzwerk im AMF e.V..
Und spannenderweise konnte im August 2020 der Auszug dieses Aufsatzes der Autorin Maria Kramann von 1965 gefunden werden und darin tatsächlich auch den Verweis auf diese besagte Rechnung vom 8. Juli 1739 des Bildhauers Jagemann.

Da lag die Vermutung nahe, dass tatsächlich auf der dort angegebenen Archiv-Registrierung die so lange gesucht Originalurkunde zu finden sein könnte – aber, eine erneute Hürde tat sich auf. Die neuerliche Anfrage beim örtlichen Stadtarchiv förderte zutage, dass die besagte Registrierung zu anderen Urkunden aus der Zeit von 1799-1815, jedoch nicht zu der gesuchten Urkunde führte.

Wieder und wieder spielte die Leiterin des Stadtarchivs verschiedene Registraturvarianten durch und tatsächlich: Dies Rätsel konnte letztlich gelöst werden, indem im Stadtarchiv doch noch die richtige Registratur ausfindig gemacht werden konnte. Diese fand sich in den Unterlagen zum Wiederaufbau, zur Taxation und zur Unterstützung nach dem großen Brand von 1739. Ein goßer Dank gilt hierbei der Leiterin des Stadtarchivs zu Heiligenstadt, Frau Anne Hey, die überdies die Forschungsarbeit zur Herrnschmiede-Geschichte sehr unterstützt hat.

Die zweitälteste (bisher bekannte) Erwähnung der Herrnschmiede Heinevetter in offiziellen Dokumenten von Stadt oder Kirche vom 8. Juli 1739 ist somit ein weiterer Beleg einer Jahrhunderte währenden Familien-Tradition im Schmiedehandwerk in der Stadt Heiligenstadt.