Henricus Heinevetter - Burgvogt auf der Burg Gleichenstein (1522)

In der Festschrift  zum 750. Jubiläum der Burg Gleichstein (1997) (Autor: bekannter Eichsfelder Geschichtsforscher Eduard Fritze, Küllstedt) wird Burgvogt Henrius für 1522 als fraglich mit erwähnt. In einem Schriftwechsel mit Eduard Fritze aus dem Jahre 1997 und seinerzeit angeregt durch das Familientreffen Heinevetter im September 2001 ergab sich im Gespräch mit dem damaligen Heiligenstädter Stadtarchivar (Dr.) Thomas-T. Müller (heute Direktor der Lutherstätten zu Wittenberg) der Hinweis auf Opfermann, Bernhard „Gestalten des Eichsfeldes“, Ein bibliografisches Lexikon. 2. v. Thomas T. Müller, Gerhard Müller und Heinz Scholle erg. und bearb. Aufl. Heiligenstadt 1999, S. 148).

Dort fand sich tatsächlich der genannte Burgvogt Henricus (Schreibweise Heinefetter) und ein bislang unbekannter Quellverweis auf: Jungmann, Maternus (O.F.M.) : Dingelstädt und seine Braugerechtigkeit. In: Unser Eichsfeld 2 (1907), S. 67.

Aus dem Original-Artikel von Pater Jungmann ergibt sich: der Amtsvogt Heinrich Heinevetter wird im „Dingelstädter Bierbrauprozeß-/Streit “ zwischen 1566-1628 im Schriftwechsel mit den Mainzer Behörden (Oberamtmann Johann Wiger Brendel von Homburg sowie u.a. Oberamtmann Strahlendorf) in Heiligenstadt, letztlich der Kurfürstlichen Kanzlei und dem Kurfürsten selbst – hier zu Anfang Daniel Brendel von Homburg (1523 – 1582) (Kurfürst 18.04.1555 – 22.03.1582) mehrfach erwähnt (von Zeugen und vom kurfürstlichen Beamten Strahlendorf) – die Quellen liegen  im Aschaffenburger Archiv Magdeburg 377 (alte Registerbezeichung).

Zeitlich läßt sich Henricus Heinevetter danach auf etwa 1521 – 1522/1524 datieren (also vor Matthäus Hundeborn 1525 – 1539). Es ist davon auszugehen, dass Bernhard Opfermann auch für sein Buch „Klüschen Hagis …“, Cordier Heiligenstadt, (1962), diese Quellen benutzte. 

Aus dem seinerzeitigen Schriftwechsel mit Eduard Fritze ergab sich gleichzeitig, dass er bereits feststellte, dass alle in der Literatur gefundenen Aufstellungen über Mainzer Amtsvögte auf Gleichenstein nur Fragmente seien und bestimmte Zeitabschnitte betreffen würden. So Falk von 1299-1390 und auch Opfermann von 1522 – 1802.
Hillmann versuchte nach diesen Angaben eine Gesamtdarstellung 1294-1802, allerdings sei diese Aufstellung mit drei zum Teil erheblichen Lücken verknüpft.

In den Eduard Fritze zugänglichen Urkundenbüchern (Wolf, Herquet, Dobenecker, Schmidt und Anröder Regesten – Mühlhäuser Geschichtsblätter) fand er noch zwei weitere Amtsvögte, Hermann von Germershausen und Curt von dem Berge, die von ihm in die Lücken eingefügt wurden.

Liste der Mainzer Amtsvögte auf dem Gleichenstein (nach Opfermann):

1. Heinrich Heinevetter ca. 1521 – 1522
2. Matthäus Hundeborn ca. 1525 – 1539
3. Markus Keulen ca. 1539 – 1574
4. Hans Pein 1574 – 1583
5. Johann Elgot 1584 – 1607
4. Adam Hartung 1607 – 1630
5. Klemens Freitag 1630 – 1635
6. Matthias Jordans 1635 – 1661
7. Johann Jordans 1661 – 1672
8. Johann Joachim Jordans 1673 – 1712
9. Johann Gerhard Jordans 1712 – 1715
10. Johann Michael Strecker 1715 – 1721
11. Christoph Matthias Jordans 1722 – 1763
12. Peter Anton Jordans 1763 – 1784
13. Franz Christoph Kellner 1784 – 1793
14. Franz Wilhelm Hentrich 1793 – 1802

 

Ein noch umfangreicheres Verzeichnis der Amtsvögte von 1193 – 1802 finden wir derzeit in einem Wikipedia-Artikel zur Burg Gleichenstein.

https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Gleichenstein_(Th%C3%BCringen)

https://dewiki.de/Lexikon/Burg_Gleichenstein_(Th%C3%BCringen)

Mithin ist die Existenz jenes Amtsvogtes Henricus Heinevetter (aus Dingelstädt) also eindeutig nachgewiesen – er fehlte somit  zu Unrecht in der „offiziellen“ Liste der Amtsvögte von Hillmann.

Der Amtsvogt Henricus Heinevetter ist damit der älteste nachweisbare Namensträger im Dingelstädter Raum (um 1522), danach folgt dort Liborius Heinevetter (1542), in Heiligenstadt gibt es einen noch älteren Namensträger im Jahre 1471 Claus Heinevetter – dieses wurde erst 1998 herausgefunden.
In Göttingen oder im Raum Göttingen finden wir gar eine noch ältere, wenn nicht gar die älteste uns bekannte Namenserwähnung HEINEVETTER als Hermann Hennevedderen, der um 1417 die Aufnahme nimm in die Stadt Göttingen, also das Bürgerrecht begehrte - näheres siehe Folgeseite.