1755 - Christiaan Heijnevetter van Dingelsdorp

… die Stecknadel im Heuhaufen finden…

Während Philip van Dael’s aus Amsterdam/NL Untersuchungen zu den Vorfahren seiner selbst und seiner Frau, bleiben viele Fragen offen – die sogenannten losen Enden.

Obwohl das Internet mit genealogischen Daten überflutet ist, bei welchem keine Quelle erwähnt wird, lohnt es sich auf jeden Fall regelmäßig, lose Enden über eine  Internet-Suchmaschine das Internet zu durchsuchen.

Eines der losen Enden von Philip war ein Vorfahr seiner Frau: Christiaan Heynevetter (Heinevetter) aus Amsterdam.  Christiaan Heinevetter, 32 Jahre alt, heiratete 1755 in Amsterdam Alida Ramacher aus Santen (Xanten?). Christiaan wird aus Dingelsdorp stammend aufgeführt.

 

Die Suche nach Dingelsdorp

In den Niederlanden gibt es aber keinen Ort Dingelsdorp. Es wurde schnell klar, dass es wahrscheinlich Dingelsdorf geben musste, aber ein Ortsteil von Konstanz am Bodensee.

Viele Jahre vergingen, ohne dass Fortschritte erzielt wurden. Bis Philip Ende April 2020 eine neue Website über eine Schmiedefamilie Heinevetter aus Heiligenstadt/Eichsfeld in Deutschland entdeckte, und auch Heinevetter-Namensträger aus Dingelstädt/Eichsfeld.

Hatte der Amsterdamer Beamte in Amsterdam 1755 vielleicht einen Fehler gemacht, oder lag Dingelstadt vielleicht neben Dingelsdorf? Letzteres war sicherlich nicht der Fall. Die beiden Orte waren mehr als 300 km weit voneinander entfernt.

Also schickte Philip eine E-Mail an den Besitzer dieser schönen Website zur Schmiedefamilie Heinevetter aus Heiligenstadt/Eichsfeld in Deutschland. Anfang Mai 2020 erhielt Philip eine sehr freundliche Nachricht von Matthias Heinevetter, in der er darauf hinwies, dass er versuchen werde, Christiaan Heinevetter, geb. ca. 1723, zu finden, wenn Christiaan wirklich aus Dingelstadt (Dingelstädt) kam. Hier kam zu Nutze, dass Matthias Heinevetter seit über 30 Jahren selbst in der Familienforschung aktiv ist und zudem im AMF-Arbeitskreis Eichsfeld mitarbeitet.

Die ersten Ergebnisse lieferten keine klare Antwort. Im Ortsfamilienbuch (OFB) Dingelstädt – erstellt von Ewald Frankenberg, Weilerswist, im Jahr 2012, war zunächst unter den diversen ca. 25 Christians kein passender Christian Heinevetter in der Zeit um 1720 zu finden, der nicht schon in Dingelstädt geheiratet oder Familie gehabt hätte.

Denn auch eine Recherche in der Regionaldatenbank Eichsfelder Familien von Christian Stützer vom AMF-Arbeitskreis Eichsfeld für Dingelstädt erbrachte zunächst keine Lösung – die Christians wollten einfach nicht zusammen passen.

Matthias Heinevetter hatte jedoch die zusätzliche Idee, direkt beim Autor des Ortsfamilienbuches Dingelstädt, Ewald Frankenberg, nochmals nachzufragen – vielleicht war ja in den Originaleinträgen im Kirchenbuch aus dem Anfang des 18. Jahrhundert eine Verschreibung oder irgend etwas Auffälliges zu finden oder Christian stammte aus der Umgebung von Dingelstädt, war also in der Nähe geboren.

Überraschend ergab dies doch noch einen Kandidaten!, der sich durchaus qualifizieren konnte: Christian Joseph Heinevetter, geb. Dingelstädt 1723, Sohn von Jacob Heinevetter und Maria Clara Müller. Christiaan Heinevetters ältester Sohn in Amsterdam war ebenfalls ein Jacob, was auf den Großvater des Kindes, Jacob Heinevetter, (1676-1756) deuten könnte und das Geburtsjahr war genau richtig!

6. Kind Heinevetter, Christian Joseph, m; *24.05.1723 in Dingelstädt; ~25.05.1723 in Dingelstädt (St.Gertrudis, 1723/161/22, KB_k);
Paten: Gerlach, Christian Joseph.

Bem.: Pate am 09.10.1753 bei Christian Heinebrodt, ausdrücklich als Sohn des Jacob Heinevetter.

Ewald Frankenberg fand heraus – das 6. Kind Christian Joseph war fälschlicherweise für den verstorbenen Heinrich Joseph Heinevetter, anni 13 (*1722) eingesetzt worden. Nach nochmaliger Einsichtnahme im Kirchenbuch selbst, konnte er den Fehler berichtigten.

Zudem bemerkte Ewald Frankenberg noch, Christian könnte nach 1753 Oktober nach Holland gereist sein. Wenn das Sterbedatum bekannt wäre, könnte das Geburtsdatum errechnet werden. In Dingelstädt sei dieser Christian jedenfalls nicht gestorben.

Es habe einige Metzger/Fleischer aus dem Eichsfeld namentlich Dingelstädt(!) zu der Zeit in  Amsterdam gegeben.

Welche Beziehungen bestanden, konnte nicht gesagt werden, da die Menschen in der kurfürstlichen Zeit eine Reiseerlaubnis benötigten, wenn sie in einen anderen Bereich wanderten. Das Eichsfeld hatte jedoch auf Bitten des Kurfürsten von Mainz erhebliche Einwanderung, z.B. aus Brabant.

Der einzige Zweifel, den Philip nun noch hatte, war Dingelsdorf und Dingelstadt.

Matthias Heinevetter bat Philipp daher, die Paten bei der Taufe von Christians Kindern zu untersuchen.

 

Das digitale Archiv in Amsterdam

An einem Sonntagnachmittag im Mai 2020 “ging” Philip nun in das digitale Archiv von Amsterdam. Das dortige Stadtarchiv stellt, wie viele andere Archive in den Niederlanden, seine Original-Archive kostenlos online. Er fand auch 10 Kinder (!) aus der Ehe Christiaan Heynevetter x Alida Ramaker:

Jacobus Franciscus Hijnevetter, ged. Amsterdam (De Posthoorn) 10 febr 1757; Paten: Frans Bakhuysen en Elizabeth Poelmans.

Frans Bakhuysen war bereits Zeuge bei Christiaan Heynevetter’s Heirat im Jahre 1755. Elizabeth Poelmans wird mit Alida Ramaker’s erstem Ehemann verwandt sein.

Jan Simon Hijnevedder, ged. Amsterdam (De Posthoorn) 16 maart 1759; Paten: Simon Kirgberg en Clara Zanders.

Christiaan Hijnevetter, ged. Amsterdam (De Posthoorn) 14 dec 1760; Paten: Antonij Sander en Anna Ramakers.

Anna Ramakers wird mit Alida Ramaker verwandt sein.

Auf dem Karthuizer Kerkhof d.d. 10 febr 1763 (Beerdigung von Alida Ramakers, der Ehefrau von Christian Heynevetter):

Am 17. April 1761 wurde ein Kind von Christiaan Heynevetter am Haarlemmerdijk im Karthuizer Kerkhof beigesetzt:

Von den sechs Paten erwiesen sich fünf als mütterlicherseits. Einer blieb, den Philip nicht nach Hause bringen konnte: Simon Kirchberg. Es wurde lediglich ein Haus in der Anjeliersstraat in Amsterdam gekauft. Ansonsten tauchte der Name Kirchberg nicht auf.

Paten die sich auf Christiaan Heynevetter beziehen können:

Antonij Sander(s) (Zanders), Clara Sanders (Zanders):

Clara Sander ist wahrscheinlich dieselbe, die am 5 juli 1741 in Amsterdam getauft wurde als Tochter von Franciscus Sander und Anna Ramakers (wahrscheinlich eine Schwester von Alida Ramakers).  Antonij Sander(s) wird daher auch verwandt sein mit Alida Ramakers.

Mit angemessener Sicherheit ist Frans Bakhuysen Zeuge seitens von Christiaan Heynevetter (?).

Frans Bakhuysen:

Vielleicht ist er derselbe, der die Banns am 4 jan 1726 in Amsterdam aufstellen lässt mit Barbara van Papegem:

Frans Bakhuysen entstammt aus “Dullem”, und geboren ca. 1697. Es gibt keinen Ort Dullem in den Niederlanden.  Frans Backhuysen entstammt aus Dulmen, also in der Tat Dülmen!

Barbara van Papegem stirbt und Frans heiratet nochmal (Banns Amsterdam 21 jan 1746) mit Elisabeth Poelmans (!):

Alida Ramakers war vor Christiaan Heynevetter verheiratet mit Jan Poelmans (Amsterdam Banns 14 april 1752):

Simon Kergberg (Kirchberg) aus Dingelstädt

Jan Poelmans war ein Bruder von Elisabeth Poelmans. Daraus folgt dass Frans ein Schwager war von Alida Ramakers, die Frau von Christiaan Heynevetter.

Dann ist da tatsächlich nur noch übrig Simon Kirgberg…

Kommt Simon Kirchberg aus der Umgebung von Dingelstädt? Er war noch unsere einzige Hoffnung …

Was nun? Philip schickte dies per E-Mail an Matthias Heinevetter. Bald erhielt er eine E-Mail zurück.

Simon Kirchberg! – er war ein Metzger aus Dingelstädt, der Mitte des 18. Jahrhunderts nach Amsterdam ausgewandert war, dort lebte und 1779 verstarb.

Simon Kergberg (Kirchberg) - der Lanio (Metzger)

Hier hatte Ewald Frankenberg schon den Tipp gegeben – es habe einige Metzger/Fleischer aus dem Eichsfeld namentlich Dingelstädt(!) zu der Zeit in  Amsterdam gegeben, zum Beispiel Simon Kirchberg *09.02.1732 ist +18.05.1779 in Amstelodamii (gemäß Kirchenbuch Dingelstädt).

Bei den Eltern von Simon Kirchberg, Mutter Anna Christina Muer (1704-1760) und seinem Vater, Christian Joseph Kirchberg (1700-1764), wird letzterer als LANIO (Fleischer) angegeben.

3. Kind: Kirchberg, Simon, m, rk; *09.02.1732 in Dgst; -10.02.1732 in Dgst (, 1732/184/15, KB_k); +18.05.1779 in Amstelodamii/NL (, 1779/007/03, KB); ±in Dgst; Paten: Dütten, Simon

Philip war überglücklich über diese gute Nachricht und suchte erneut nach Simon Kirchberg in Amsterdam.  Aber, es galt zu beachten – in Amsterdam wurde der Name nach Kerkberg und Kerkberk “übersetzt”.

Sie haben es eben aufgeschrieben, wie sie es hörten  – so also die Suche nach „Kerkberg“ oder  „Kerkberk“ – und siehe da  – Simon Kergberg heiratete 1759 in Amsterdam und dies wurde beglaubigt mit Christiaan Heynevetter (Heinevetter) als Trauzeuge!

Simon Kirchberg = Simon Kerkberg, 27 jaar, van Dingelstad, rooms, won in de Elantstraat, geassisteerd met … CHRISTIAAN HEYNEVETTER, o.tr. Amsterdam 20 april 1759 Harmina Schoute, van Arnhem. Simon ist begraben Karthuizer Kerkhof 11 mei 1779.

Der Beweis -  Christiaan Heinevetter aus Dingelstädt

Das war der ultimative Beweis dafür, dass Christiaan Heinevetter tatsächlich aus Dingelstädt und nicht aus Dingelsdorf kam! Die Nadel im Heuhaufen wurde – nach jahrlanger Suche – endlich gefunden!

Auch hier waren neueste online-Archiv-Suchmöglichkeiten, wie in Amsterdam/NL oder Ortsfamilienbücher in Deutschland – mit deren digitalen Varianten, außerordentlich wertvoll für die Lösung des Rätsels. Sicher wird mit weiter zunehmender Digitalisierung der Standesamtsarchive, weiterer Archive in Deutschland und auch der Kirchenbücher, z.B. via Archion oder Matrikula, noch manches Rätsel in Zukunft gelöst werden können – was bisher fast unerreichbar schien.

Und hier auch ein herzlicher Dank an Ewald Frankenberg und natürlich Philipp van Daehl für die sehr hilfreiche Unterstützung bei der Lösung des genealogischen Knotens!

Es lohnt sich also sehr, an der Familienforschung dran zu bleiben, Kontakte über Ländergrenzen gut zu pflegen und auch hier von Zeit zu Zeit im Internet auf Neuigkeiten zu schauen, um so noch manch andere genealogische “Stecknadel im Heuhaufen” tatsächlich finden zu können.

Autoren: Philip von Daehl, Amsterdam/NL; Matthias Heinevetter