Fam.-Forschungsergebnise – Herkunft & älteste vorliegende Namensnennungen

Der Ursprung der Heinevetter’s scheint nach derzeitigen Nachforschungen im thüringischen Eichsfeld zu liegen.

Eine Rats-Urkunde der Stadt Heiligenstadt aus dem Jahre 1471 (20. März) bestätigt, daß bereits zu dieser Zeit in Heiligenstadt, der Hauptstadt des Obereichsfeldes, zumindest eine Familie, nämlich Claus und Alheit Heinevetter, hier ansässig war. Im nahegelegenen Göttingen erscheint ein Herrmann Hennevederen (= Heinevetter) bereits im Jahre 1417 mit dem Begehr der Aufnahme in die Bürgerliste, ist dort bis 1444 u.a. als Bürge erwähnt. Diese sehr interessante Entdeckung von 2002 gilt es künftig bei Forschungen in Göttingen (Stadtarchiv) noch weiter zu beleuchten.

Im Jahre 1522 bis 1524/1525 findet sich erstaunlich der Name Henricus Heinevetter als Burgvogt (!) auf der Burg Gleichenstein bei Martinfeld/Eichsfeld; es könnte sein, dass er durch die Wirren des Bauernkrieges (1525) oder im Vorfeld dessen, dort vertrieben wurde – er dürfte höchstwahrscheinlich aus Dingelstädt gestammt haben, tritt dort 1568 f. im Bierbrauprozess mehrfach als Zeuge auf.

Auch im nahegelegenen Dingelstädt scheint dieser Name frühzeitig auf – hier im Türkensteuerregister aus dem Jahre 1542 — Liborius Heinevetter. In den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten tritt der Name Heinevetter in Dingelstädt sehr oft auf — Personen, die bedeutende Positionen in der Stadt innehatten. So war der Pfarrer Christoph Heinevetter vor etwa 150 Jahren Initiator des Kirchbaues auf dem Kerbschen Berg (s.a. Festschrift: 40 Jahre Frauenwallfahrt 2001), bekannt ist auch die Druckerei Josef Heinevetter Anfang des 20. Jahrhunderts.

Einer mündlichen Mitteilung des 1999 verstorbenen Riemenschneider- und Heimatforschers W. Prochaska an Albert Heinevetter jun. zufolge, hat W. Prochaska in den 1960er Jahren (?) den Namenszug „Johannes Heyne Vetter” bei seinen Forschungen zu Riemenschneider in Bezug zu Heiligenstadt in einer Urkunde um das Jahr 1360 gesehen. Dies konnte wegen der sehr ungenauen Quellenangabe noch nicht näher geprüft werden.

Die Türkensteuerregister der Jahre 1542 und 1545 für Heiligenstadt, enthalten leider nur noch die Zahl-Liste, nicht mehr die Veranlagungsliste. Hier ist der Name Heinevetter bisher nicht 100% eindeutig auffindbar gewesen, es könnte aber mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Namensverschreibung geben, da Hans (Sc)honewetter (= Heinevetter) erwähnt wird und dies fast 100% an der Stelle des Schmiedehauses, wenn man den Weg des Steuerschreibers zu verfolgen sucht (Namen allg. Gebäude verfolgt  Klausmühle, Kalkmühle, Ratsmühle etc.).

Vielfach sind doch die Namen nur nach dem “Hörensagen” vom Schreiber aufgeschrieben worden, wenn man von Haus zu Haus ging: etliche Ungenauigkeiten (z.b. Gnagerugge = Knackrick …, Willingk = Wildung) sind an der Tagesordnung und einige Tanskriptionserfordernisse sind von Nöten, um die Namen im heutigen Deutsch und lat. Schrift überhaupt einigermaßen korrekt wiederzugeben.

Zu beachten ist auch, daß nur steuerpflichtige Bürger und Grundstückseigentümer — und auch keine Mainzer Bediensteten – aufgelistet wurden, nicht jedoch oder nur zufällig event. Bewohner des jew. Hauses (incola) – heute wüde man sagen – Mieter. Diese Situation soll künftig auch noch weiter erforscht werden.

Der nächste sichere Namens- und Vorfahrennachweis (in Heiligenstadt !), tritt dann in den Kirchenbüchern zutage. Nach dem Sensationsfund des Jahres 2004 Jakob Heinevetter als Herrenschmied (1632) (St. Aegidien Tochter Anna-Margaretha Pate der Tochter des Kapsmüllers Andreas Willingk (=Wildung) – einem Hinweis des bekannten Fam.-Forschers Dr. Dr. Leo Schmalz aus Koblenz folgend – in einer Seitenlinie aus dem 17. Jahrhundert (!) sogar mit uns verwandt)) danach insbesondere im Kirchenbuch St. Marien 1667-1702. Dort ist unser Vorfahr Ernst Heinevetter vermerkt.

Im Fluckenschen Stadtplan von 1646 – also genau in der fraglichen Zeit – vom Uderaner Pfarrer Johann Fluck erstellt, findet man das Schmiedehaus als mittleres Haus der 3 Häuser links von der Kaisenbergschen Kemenate (heute Kellener-Schule!) – genau wie heute (!) Nr. 25 = Forstamt, Nr. 27 = Schmiede, Nr. 29 = Albert/Gerhard Heinevetter(teilweise auch Schmiede bis 1964).

Davor prangt schon auf diesem Stadtplan von 1646 die berühmte “Linden bey der Herrenschmieden, die nach dem Brand vom 01. März 1739 vom Bildhauer Jagemann gern in Anpruch genommen worden wäre.

Zudem bietet das Heiligenstädter Lagerbuch von 1671 einen weiteren bedeutsamen Nachweis für Ernst Heinevetter als Eigentümer eines Brauhauses im Obersten Viertel  der Altstadt dicht bei der Kaisenbergschen Kemenate (No. 539) - also genau an der Stelle, an der 1739 das betreff. Haus (No. 537) beim Stadtbrande vernichtet wurde (Keller).

Wegen der vielen landwirtschaftl. Flächen, die er besaß und dem Haus an sich, darf davon ausgegangen werden, daß er diese von seinen Vorfahren ererben konnte und damit mit ganz sicher vor 1617 — also wahrscheinlich auch vor 1600 — Heinevetters unserer Vorfahrenlinie in Heiligenstadt gelebt haben – siehe Jakob Heinevetter ca. geboren 1580-1590.

Beim Lagerbuch handelt es sich letztlich jedoch um eine Grundbesitzliste wegen der Besteuerung (Geschoß). Dabei war nicht etwa der Handwerksbetrieb an sich Steuergegenstand, sondern die Hausart (sog. Geschoßgegenstand) – Brauhaus oder Kothhaus.

Insoweit (vgl. J. Wolf – Geschichte Stadt Heiligenstadt, 1800, S. 236) ist es vollkommen korrekt, besteht keinerlei Widerspruch, dass das Haus als BRAUHAUS erwähnt wird, nicht als Schmiede,  obgleich in einigen anderen Einträgen – nebenbei – die Gewerbeart erwähnt wird (z.B. Kupferschmied), ist diese für die Besteuerung völlig unbedeutend. Auch konnte ein Kothaus (= Katenhaus – einfaches Haus) nicht ohne Konsens des Rats in ein Brauhaus verwandelt werden. Möglicherweise bringt hier im Laufe der Zeit die weitere Analyse Mainzer und kirchlicher Archivalien noch weiteren Aufschluß.

Man unterschied nach “Brauhaus” und “Kothhaus” (von “Kate”, “Kotten” für Haus eines Minderberechtigten) und zahlte entsprechend Steuern. Teilten sich zwei ein Haus, zahlte jeder für 1/2 Brau- oder Kothhaus. Schon 1360 wurde, z.B. vom Rat der Stadt Hann.-Münden, in den Statuten festgelegt, dass nur der das Recht hatte, Bier zu brauen, der ein eigenes Haus und das Bürgerrecht der Stadt hatte, der seine Steuern ordentlich bezahlte und – zur Verteidigung der Stadt wichtig – einen eigenen Harnisch, eine Armbrust und eine Leiter vorweisen konnte. Auch der Wachdienst an der Stadtmauer gehörte dazu. Dieses Braurecht ruhte auf dem Haus, wurde separat versteuert und mit dem Erwerb des Hauses weitergegeben. (Braurechts-Übertragungen) Daher hießen diese Häuser “Brauhäuser”.

[nach freundl. Information von G. Heinevetter 2018.12. – siehe auch hier]

Namensdeutung

Die Bedeutung des Namens Heinevetter (Heynevetter, Heynefett, Heinefetter usw.) ist bisher noch nicht eindeutig geklärt. Der Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um eine Zusammensetzung aus “Heine / Heyne” (von Heinrich) und “Vetter” (der Vetter). Deutungsversuche, wonach der Name Heinevetter vom “Vetter aus dem Hain” (Hain / Hainich = Eichsfelder Höhenzug) abgeleitet ist, halten wir hingegen für nicht zutreffend. Unsere Deutung entspricht auch der von Dr. E. Müller in „Personennamen im Eichsfeld”, HIG, 1988 vorgenommenen.

Namensträgererfassung

Im Telefonbuch Deutschlands findet man z.Z. 175 Einträge zum Namen Heinevetter (darunter 3mal Heinefetter). Dies ist insgesamt betrachtet eine relative kleine Zahl. Hiervon ausgehend leben schätzungsweise 300 – 400 Namensträger Heinevetter in Deutschland. Zu einigen Familien wurde bereits Kontakt aufgenommen Eine kleine, ca. 10-15 Personen umfassende Gruppe, v. Namensträgern entstand. Dreimal schon trafen sich einige Namensträger in Heiligenstadt, so 1997, 1998 und 2001. Erstaunlicherweise konnte jedem dieser Namensträger die Eichsfelder Abstammung nachgewiesen werden.

Sehr interessant gestaltet sich die Forschung zu Namensträgern im Eichsfeld – speziell in Dingelstädt. Hier sind vielfältige Heinevetter-Linien ab ca. 1630 zu finden. Nach Fertigstellung des Ortsfamilienbuches Dingelstädt (OFB) durch den renommierten Familienforscher E. Frankenberg, Weilerwist, (2013 / 2019) ergeben sich völig neue Möglichkeiten Zusammenhänge zu erkennen. Das OFB umfasst einen Zeitraum von 1688 – 1900; in diesem Zuge konnten Verbindungen zu einem bedeutenden Dingelstädter Heinevetter-Stamm (Bäckerei  / Druckerei – Josef Heinevetter!) im Frühjahr 2019 wieder hergestellt werden.

Die aktuellen Forschungen versprechen noch hochinteressante Ergebnisse, die noch weiter dargestellt werden sollen.

Immer wieder gibt es auch Überraschungen, so der Besuch der von einem Namensträger Heinevetter (in Neustadt/Harz – Vorfahre aus Heiligenstadt) abstammenden Familie Liehsel aus Texas/USA im Jahre 2014 in Heiligenstadt.

 

Sehr interessant ist auch die Lebensgeschichte von Dr. Franz Heinevetter (1885 – 1949), Sohn von Georg Heinevetter (1848 – 1926) – ein Bruder unseres Vorfahren Herrenschmied Franz-Xaver Heinevetter (1857 – 1942). Georg und Franz-Xaver wiederum waren Söhne des Ur-Ur-Großvaters (d. Autors) Martin Heinevetter (1807 – 1891). Dr. Franz Heinevetter wurde in Treffurt geboren, nachdem sein Vater eine Stelle als preußischer Rechnungsrat dort annehmen konnte und deshalb von Heiligenstadt wegzog.

Er studierte in Leipzig und Breslau u.a. Altertumswissenschaften, um im Jahre 1912 zum Dr. phil. in Breslau zu promovieren. 1912 heiratete er in Breslau seine Frau Martha, geb. Schneider (geb. 1887). Am 27. August 1914 (!) kam die gemeinsame Tochter Eva zur Welt. Von Mai 1922 bis Frühjahr 1945 – 20 Jahre – leitet er mit großem Sachverstand als Direktor das Oberschlesische Museum in Gleiwitz.

In den Kriegsendwirren 1945 flüchtete er mit seiner Tochter Eva aus Oberschlesien nach Erfurt zurück zu seiner Schwester Anna Hergert, geb. Heinevetter. Weiteres siehe: Dr. Franz Heinevetter (1885 – 1949)

Einer der derzeit berühmtesten Heinevetter Namensträger ist zweifellos Handball-Nationaltorwart Silvio HeinevetterSilvios Vorfahren stammen ebenfalls aus Heiligenstadt (Aegidien), später dann aus Langensalza. Silvios Großvater Walter mit seiner Frau Sigrid war Teilnehmer des Namensträgertreffens 1998 und des Großfamilientreffens 2001 in Heiligenstadt – das war uns eine große Freude.