Die Fülle der genealogischen Software scheint nahezu unüberschaubar, auch der viele Jahre aktive Familienforscher ist hier oder scheint hier an der Überforderungsgrenze angekommen zu sein.
Auch das Studium einschlägiger Fachliteratur bzw. Zeitschriften, wie der “Familienforschung“ hilft nur begrenzt weiter; auch hier erdrückt die Fülle der dargestellten Software und es bleibt eine Frage, welche Kriterien für die individuelle Auswahl tatsächlich relevant sind oder ob es um rein technische Kriterien des allerneuesten Hype gehen soll.
Kurz gesagt – es ist unglaublich schwierig und anstrengend, hier etwas geeignetes zu finden.
Andererseits erfährt man im intensiven Austausch mit Forscherkollegen, dass diese zum einen sich die gleichen Fragen gestellt haben und irgendwann eine Entscheidung getroffen haben, die dann auf den Weg zu der einen oder anderen Software führte.
Sehr persönlich kann ich hier berichten, dass ich etwa Ende der 1970-er Jahre, anläßlich eines großen Familientreffens Heinevetter 1978, mit Teilnehmern aus Ost & West, erstmalig mit der Familienforschung anhand einer sog. Sippentafel Heinevetter in Berührung kam. Den eigentlichen aktiveren Einstieg verorte ich auf 1990/1991, seinerzeit angeregt durch meine inzwischen verstorbenen Eltern, Albert Heinevetter (1930-2016), & Mathilde, geb. Rhode, (1928-2003), in Vorbereitung des 1. Nachwendetreffens der Großfamilie von 1991. Seinerzeit war ich auch noch Mitinhaber einer kleinen IT-Firma, sodass hier eine gewisse Verbindung erklärbar ist.
Ich startete dann etwa 1995 mit dem damals aktuellen Produkt Reitmeier in einer DOS-Version. In den Jahren zwischen 1995 und etwa 2000 habe ich aus der Erforschung der Kirchenbücher der Vorfahren hier etwa 500 Datensätze eingegeben.
Dann kam die IT-technische Entwicklung mit der Entscheidung, dass das DOS-System abgelöst wurde und es sich letztendlich auf Windows (95, 98, 2000, XP etc.) (und nicht etwa auf OS/2, was damals auch diskutiert wurde) kaprizierte.
Daraufhin kam für viele Forscherkollegen die Frage, was zu tun sei. Einige hatten bereits mit Versionen, wie zum Beispiel dem bekannten Programm PC-Ahn, begonnen, wo eine Überleitung auf Windows-Versionen möglich schien, andere wollten gleich mit Windows-Versionen ihrer jeweiligen Software einsteigen.
Große Frage war möglichst vollständige Datenübernahme – dies erwies sich in vielen Fällen als sehr schwierig, obwohl eine geeignete Schnittstelle, nämlich GEDCOM, zur Verfügung stand. Was natürlich zu keiner Zeit von notwendigen Übernahme-Kontrollen und ggf. Nacharbeiten entbindet!
Ich persönlich habe mich seinerzeit nicht für den Umstieg entscheiden können, also meine immer schwieriger technisch zu nutzende nur-DOS-Version (mit diversen technischen Klimmzügen) nur noch als Auskunfts-Mittel benutzt und auf die Eingabe weiterer Daten , zumindest in die Software, verzichtet (diese Daten sozusagen analog bzw. teil-digital katalogisiert).
Somit aus verschiedenen, auch zeitlichen und technischen Gründen, dort fast 15 Jahre gezögert, bis es im Sommer 2019 durch einen Zufall den Auslöser gab, jetzt auf eine aktuelle Windows-Genealogiesoftware umzustellen.
Dieser Zufall war die Erkenntnis, dass im großen Kreis der Verwandtschaft, im Zuge der Vorbereitung eines großen Heinevetter-Familientreffens, was im November 2019 auch tatsächlich stattfand, weitere Verwandte und Forscherkollegen schon längere Zeit das Programm Ahnenblatt von Dirk Böttcher nutzten.
Entschieden habe ich mich für die kostenpflichtige Version 3.0x, allerdings gibt es auch parallel immer noch die kostenlose Version 2.99, die die wesentlichsten wichtigsten Punkte genauso erfüllt, einige ergänzende Dinge (Orts- und Adressverwaltung z.B.) sind nur in der kostenpflichtigen Version vorhanden.
Eine möglichen Entscheidung, die ich hier als Rat weitergeben möchte, ist also, zu prüfen, ob in der Verwandtschaft (oder Forscher-Arbeitskreisen) gegebenenfalls jemand bereits ein Genealogieprogramm nutzt. Das muss nicht zwingend heißen, dass man auf das gleiche Produkt umsteigt. Wichtig ist, dass ein vernünftiger Daten-Export, mindestens über GEDCOM oder Textdateien oder CSV-Dateien möglich ist, je mehr Export/Import-Möglichkeiten, um so besser, z.B. als direkte Ahnendatei (incl. Zusatzdaten, wie Bilder), HTML-Seite, Namensliste Word-Doc oder rtf-Format.
Am eindeutigsten ist natürlich der GEDCOM-Export/Import, da diese Schnittstelle sehr genau definiert ist. Dieser ist bei den neben AHNENBLATT verbreitetsten Genealogieprogramm, wie Stammblatt-Drucker, PC-Ahn, GES-2000, MyFamiliyTree – um nur einige zu nennen – gegeben.
Hier lohnt sich auch sehr ein Blick auf die digitale Zusammenstellung auf Gen.Wiki:
http://wiki-de.genealogy.net/Kategorie:Genealogiesoftware
Der guten Ordnung halber möchte ich auch noch erwähnen, dass man sich natürlich auch entscheiden kann, für die reine online-Genealogie-Datenverwaltung, d.h. über die bekannten und verbreiteten Anbieter, zum Beispiel Ancestry oder MyHeritage (wie gesagt, ohne hier Werbung machen zu wollen).
Es ist eine Grundsatzentscheidung, ob ich meine Daten dem gesamten World Wide Web zur Verfügung stellen möchte oder nicht, und auch eine Frage, wo denn die Daten gehostet sind (hier teilweise außereuropäisch).
Allerdings kann es durchaus sinnvoll erscheinen, bei zum Beispiel Ancestry einen Gast- oder beschränkten Zugang zu beantragen, um online zu recherchieren – das ist aber ein anderes Paar Schuh, wenn man die Daten trotzdem lokal auf seinem PC verwaltet und einbaut.
Dann kann man sich immer noch entscheiden, ob man bestimmte Bereiche, besonderes an den Archivorschriften orientiert, also X -100 Jahre Geburt und X-10 Jahre Tod des Probanden gegebenenfalls noch komplett online stellen möchte.
Eine weitere Entscheidungsgrundlage kann sein, ob man vielleicht selbst in einem genealogischen Arbeitskreis (z.B. bei der AMF) aktiv ist und dort gute Erfahrungen mit der Gruppennutzung von bestimmten Softwareprodukten existieren.
Es ist schon sehr spannend wenn 3, 4, fünf oder sechs und mehr Forscherkollegen die gleiche Software nutzen – dadurch ergeben sich sehr interessante Kombinationen und Austauschmöglichkeiten. Grundsätzlich ist natürlich auch der Austausch unter verschiedenen Programmen heute möglich – wie gesagt Stichwort GEDCOM- Schnittstelle, CSV Dateien, etc.
Hier zur Orientierung und unverbindlich einmal ein Einblick in Umfang/Leistung von AHNENBLATT
https://www.ahnenblatt.de/wp-content/uploads/Ahnenblatt-3.0-Handbuch.pdf
Mithilfe dieser Möglichkeiten und der freundlicherweise zur Verfügung gestellten Möglichkeit, Daten aus Verwandtschaftssystem zu übernehmen, ist es mir gelungen, tatsächlich meinen Datenbestand “zu retten” und zum anderen auch noch auf z.z. 1.500 plus 200 Personen (noch separater Zweig) zu erweitern.
Durch intensive Zusammenarbeit mit Forscherkollegen sowie Großcousin Georg & Großcousine Theresia, ist es uns gelungen, eine sehr große Stammtafel der Verwandtschaft, zurückgehend auf unsere Urgroßeltern Franz-Xaver Heinevetter (1857-1942) & Katharina Wiegel (1865-1920) zu erstellen, per Plotter auszudrucken und eine große Tafel 6 m x 2 m aufzubringen – mit fast 600 Personen – ausgehend von Ur-Ahn, Herrenschmied Jakob Heinevetter (um 1580 – 1658).
Dieser führte zu einem erstaunlichen Ergebnis, dass beim Familientreffen ausgerechnet diese große Tafel das meist umlagerte Objekt des Interesses war, ausgerechnet gerade auch von der jüngeren Generation.
Dies als ideale analoge Ergänzung zu den vielfältigen digitalen Auswertungsmöglichkeiten des Genealogie-Programms – wie Stammtafeln (Nachfahrentafeln), Ahnentafeln (Vorfahrentafeln) (verschiedene Varianten in Umfang und Ausgabe), Namens- und Familienlisten etc. – ein spannendes und lohnenswertes Unterfangen – weitere Mitstreiter sind sehr willkommen.
In den letzten 3 Jahren seit dem großen Familientreffen 2019 ist durch die oben beschriebene intensive Zusammenarbeit in der Familie, im regionalen Forscherkreis, und mit der Software AHNENBLATT ein familiäres Netzwerk und auch ein Datenbestand entwickelt worden, der inzwischen die 10.000 Personen-Marke anstrebt.
Dies durch die Berücksichtigung der Nachbarorte Günterode & Reinholterode (auf Basis der Neuauswertung der Ortsfamilienbücher), teilweise auch Steinbach und weiterer Orte in der Region Eichsfeld, konnten völlig unbekannte, sehr wertvolle neue Verknüpfungen und Verwandtschaftsbeziehungen aufgedeckt werden.
Diese gehen teilweise zurück bis zu direkten Vorfahren-Linien aus der Herrnschmiede von Ende des 17. Jahrhunderts, die vom Schmied, Küster, zum Lehrer und zum Müller (Obermühle Wingerode) reichen, die den Altvorderen wahrscheinlich verborgen geblieben sind.
Zudem erforscht Datenverknüpfungen zu aus dem Eichsfeld „ausgewanderten“ Namensträgern, die entweder über den Harz in die Zuckerrübenindustrie oder in die sich entwickelnde Chemie- oder Schwerindustrie im Raum Halle „auswanderten“.
Ein weiterer Ansporn, im Familienverbund und mit Unterstützung einer geeigneten Genealogie-Software-Lösung das Familien-Forschungsnetzwerk und den Datenverbund auch im Regionalraum, zum Beispiel im Eichsfelder Familienbuch, weiter voranzubringen.