1834-1905 Die Marktschmiede & Martin Heinevetter II.

Das ehemalige Haus Nummer 155, in der heutigen Heiligenstädter Marktstraße Nummer 9, steht in einer interessanten und engen Beziehung zur Herrnschmiede Heinevetter. Schon noch mündlicher Überlieferung aus der Herrnschmiedefamilie gehörte die Marktschmiede im 19. Jahrhundert bis ungefähr 1905 als Teil zur Herrnschmiede.

Obgleich im Laufe der Zeiten nur sehr wenige schriftliche Informationen überliefert worden sind hierzu, so kann man doch versuchen, auch anhand von wenigen Akten aus Archiven, hier die Lebenssituation im 19. Jahrhundert zu verfolgen.

Der genaue Anfangspunkt der Marktschmiede ist noch nicht eindeutig zu bestimmen gewesen. Legt man die mündlichen Äußerungen aus der Familie Heinevetter & Nelz (Nachfolger in der Marktschmiede) zu Grunde, so soll diese Schmiede (schon in den 1960-er Jahren) mindestens 200 Jahre bestanden haben.

Die Marktschmiede, Marktstraße 9, (heute: Schmiede Nelz jun.) gehörte bis etwa 1905 und zwar mit Schmied Martin Heinvetter II. (1834-1885), ein Vetter ( Cousin) des Herrnschmieds Franz-Xaver Heinevetter, als Meister ebenfalls zur Heinevetter-Schmiede. Als äußeres Zeichen hatten beide Schmieden bis zu einem tragischen Unglücksfall im Jahre 1939 (Flugzeugabsturz vor der Herrnschmiede) das GLEICHE Schmiedetor.

Verwandtschaftsverhältnisse Marktschmiede zur Herrnschmiede Heinevetter

Geht man gedanklich in der Zeit des 19. Jahrhnderts zurück und schaut auf die Verwandtschaftsverhältnisse von Herrnschmiede zur Marktschmiede, so kommt man unweigerlich zu Martin Heinevetter (1772-1843), der am 17. November des Jahres 1800 Elisabeth Mande in Heiligenstadt in der Kirche St. Marien geheiratet hatte.

Dieser Martin Heinevetter wiederum war Sohn von Johann Christoph Heinevetter (1729-1798) und Enkel von Henricus Heinevetter (1683-1763), der bereits ausführlich als Herrnschmied auf der diesbezüglichen Seite beschrieben worden ist.

Noch eine Generation davor finden wir Christoph Heinevetter (1649-1711) und Ernst Heinevetter (1617-1680) der wiederum uns zum Urahn der Herrnschmiede Familie, soweit bisher bekannt, Jakob Heinevetter (1580-1658) führt.
Die Zusammenhänge sollen in der folgenden Darstellung noch einmal visualisiert werden.

Der Herrenschmied Martin Heinevetter (1772-1843) hat insoweit eine spannende Geschichte hinterlassen, als er im Jahre 1799, also mit 27 Jahren mit einem Gesuch an die Kurfürstlichen mainzische Regierung des Eichsfeldes in den Aakten kundig geworden ist, in dem er darum bat bzw. beantragte, aus dringenden familiären Gründen, von den sogenannten Wanderjahren als Schmiedegeselle befreit zu werden.

Diese Wanderjahre umfassten immer den Dienst bei anderen Schmiedemeistern, um deren Kunst- und Handwerks- Tätigkeit intensiver kennen zu lernen und mit dem Ziel, später selber den Meister-Titel zu erlangen. Dieser war dann offensichtlich erst mit über 30 Jahren möglich. 

Hier bietet sich auch eine Rückblende auf unseren Ur-Vorfahren Jakob Heinevetter an (1580-1658) der unter diesem Blickwinkel sicherlich mindestens 30 Jahre alt sein musste, um Meister werden zu können - was wahrscheinlich auch bedeutet, in den Stand der Ehe ab diesem Alter (also um 1610, was zum Alter der Tochter Margeta treten zu können.

Doch stellt sich die Frage, was denn die "einberichteten Umstände“ gewesen waren, derenthalben Martin Heinevetter von den Wanderjahren dispensiert wurde. Schaut man noch einmal in die Vorfahrentafel, so stellt man fest, dass sein Vater Johann Christoph (1729-1798) gerade erst im Vorjahr verstorben war, noch 5 (von insgesamt 8 Kindern) zu versorgen waren, die Schmiede weiter geführt werden musste, um den Lebensunterhalt zu ermöglichen - zudem, kriegerische Zeiten drohten (Napoleon-Krieg, 1797 war Mainz bereits von Franzosen besetzt) - mit dem endgültigen Untergang des Mainzers Kurfürstentums schon 1802/1803. 

Die Akte oder Urkunde hierzu, die sich erstaunlicherweise über 200 Jahre erhalten hat, ist neben dem Text hier angefügt.

Leider verstarb Martin Heinevetter bereits mit 71 Jahren 1843, wie mündlich in der Herrnschmiede-Familie überliefert und ausweislich auch seiner Sterbe-Urkunde im Kirchenbuch, durch einen Jagdunfall, bei dem er sich eine Ruptur (Riss) innerer Organe zuzog. Seine Frau Elisabeth, geb. Mande überlebte ihn um zwölf Jahre und verstarb 1855.

Familienzweige zur Marktschmiede mit Martin Heinevetter II. (1834-1885)

Von den Kindern der Eheleute Martin und Elisabeth Heinevetter sind durch die Forschung bisher die Zweige der Kinder Franz Ludwig Heinevetter (1802-1873), Franz Philipp Heinevetter (1809-1865) (er war unter anderem Armin-Vogt in Heiligenstadt) und Martin Heinevetter (1807-1891), Urgroßvater des Autors und Herrnschmied in der Herrnschmiede in der Lindenallee weiterverfolgt worden.

Von Franz Ludwig Heinevetter (1802-1873) führt über dessen Kinder mit dem Sohn Martin Heinevetter (1834-1885) und dessen Ehefrau Elisabeth Breitenbach (1840-1905) die Linie (spätestens) zur Marktschmiede. Dieser auch als Martin II. bezeichnete Schmied ist gesichert in der Marktschmiede tätig, dazu sind entsprechende Urkunden gefunden worden auch erneut im Stadtarchiv zu Heiligenstadt.

Im Adressbuch von 1888 erscheint im Haus Marktplatz 155 noch Heinevetter, Martin II. Witwe (gemeint ist Elisabeth, geb. Breitenbach) sowie der Schmiedemeister Hermann Führ. Im Jahre 1903 erscheint im Heiligenstädter Adressbuch noch im Haus Marktplatz 154 Hermann Nelz, Schmiedemeister. 1905 hingegen, auch in Schrift-Stücken und Urkunden mit der Stadt, im September bzw. Oktober bereits Hermann Nelz als Hauseigentümer, auch im Nebengebäude der Nummer 155. Im gleichen Jahr ist Elisabeth, Martins Frau verstorben, sodann die Marktschmiede an Schmied Nelz verkauft bzw. übernommen worden. 

Von den (bekannten bzw. erforschten) 6 Kindern des Ehepaars Martin Heinevetter (1834-1885) & seiner Ehefrau Elisabeth (1840-1905) führen bisher erforschte Linien nach:

-> Berlin

Heinevetter, Ludwig rk,

Schmied, Waffenmeister, Betriebsmeister

*    Heiligenstadt 25.07.1865

oo Berlin-Spandau 26.01.1893 Katharina Frohne

+   Berlin-Spandau 07.08.1914

-> Witzenhausen & Kassel

Heinevetter, Johannes rk,

Gerichtsdiener

* Heiligenstadt 21.05.1877

I.  Witzenhausen 04.07.1903 Christina Wilhelm

II. Kassel 12.03.1919 Emma Liedloff

Heinevetter, Christian

Müller in WIZ

* WIZ 1906

+ WIZ 1982

Heinevetter, Helmut (Kontakt bestand - mit Gattin Teilnehmer an 3 Familientreffen 1991-2001)

* WIZ 1934

+ WIZ 2020 r.i.p.

Die vier Geschwister Heinevetter im Waisenhaus

Ein besonders schweres Schicksal hatten die vier Enkelkinder von Martin & Elisabeth:

Liborius (1897-), Peter (1899-), Margartha (1903-), Aloys (1904-1968).

Im Jahr 1885 war der Großvater Martin verstorben, 1905 die Großmutter Elisabeth. Der Vater der 4 Kinder Chrysostomus (geb. 1873), Schneider mit Wohnung in der Wilhelmstraße, verstarb 1905, leider später auch die Mutter Anna, geb. Rhein, im Jahre 1907. 

Somit waren die vier Kinder ab 1907 Voll-WAISEN, ohne Großeltern!

Auf Intervention beim Magistrat der Stadt Heiligenstadt konnten die Kinder glücklicher Weise im Waisenhaus St. Josef (Göttinger Straße) aufgenommen werden. Dies allerdings erst nach eingehender ärztlicher Untersuchung durch den Kreisarzt Dr. Koppen.

Zu einigen Nachfahren der vier Kinder bestand nach 1990 Kontakt und Austausch über ihre Lebensläufe.