Dr. Johannes Hermann Lorenz Heinevetter aus Ferna (III)

Unter den vielen Herrnschmiedefamilien im Laufe der Jahrhunderte in oder aus der Herrnschmiede zu Heiligenstadt ragt die Familie des Martinus Johannes Heinevetter an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert heraus. War doch dieses Familienmitglied aus der Herrnschmiede zu Heiligenstadt Schmied, Küster und Ludimagister und erreichte in seinem langen Leben mit 83 Jahren eine für seine Zeit im Mainzer Kurfürstentum Eichsfeld stattliche Lebenszeit. Dies wurde in Teil I der Geschichte im Blogbeitrag vom Dezember 2021 dargestellt.

Herrnschmiede Heinevetter, Heiligenstadt, zur Obermühle Heinevetter in Wingerode via Ferna (Ludimagister)

Im Teil II folgte die Darstellung der Verbindung zur Herrnschmiede Heinevetter in Heiligenstadt. Diese schließt an die Geschichte von Martinus Johann Heinevetter (1687-1770) aus der Herrnschmiede an – Schmied, Küster zu St. Aegidien, Schulmeister – Gründer einer Lehrerdynastie in/ab Reinholterode. Die Linie geht überraschenderweise wesentlich weiter – nach Ferna, (Böseckendorf), Bischofferode und zur Wingeröder Obermühle.

Dr. Johann Hermann Lorenz Heinevetter - der Stabsarzt aus der Ludimagisterfamilie

Hier soll nun die Lebensgeschichte  von Dr. Johann Hermann Lorenz Heinevetter, dem Stabsarzt (im I. Weltkrieg 1914-1918) aus der Ludimagisterfamilie als weitere Forsetzung im Teil III beschrieben werden. Unseren Verwandten aus der Ludimagister-Linie, Wigbert Iseke & seiner Frau Roswitha in Leinefelde, beschäftigten die Fragen um Dr. Heinevetter schon eine ganze Zeit: stimmen die Angaben mit dem Trauregister überein? Gibt es für die Braut Angaben zum Alter, zu den Eltern und evtl. zum Beruf? Gibt es für den Bräutigam Angaben zum Beruf? Ist bekannt, ob das Paar Kinder hatte? Wenn ja, wann wurden sie geboren? Ist bekannt, wann die beiden verstorben sind? 

Im Oktober 2023 gab es nun hierzu einen Schriftwechsel mit Marcellinus Prien, Berlin, Ltr. AK Eichsfeld/AMF. 

Im Taufregister der Pfarrei Ferna hatte Wigbert Iseke bereits folgenden Hinweis gefunden: Johann Hermann Lorenz Heinevetter, geboren am 10.08.1873 in Ferna, getauft am 10.08.1873 ebenfalls in Ferna. Bei diesem Eintrag ist vermerkt, dass er am 12.05.1917 in St. Hedwig in Berlin die Margaret(h)e Ludewig geheiratet hat.

Bekannt war bereits, dass Johann Hermann Lorenz Heinevetter ein Enkel von Ignatius Heinevetter (1794-1863) ist. Dieser wiederum ist der Sohn von Johann Georg Heinevetter (1752-1834), Schullehrer in Reinholterode und später Ferna, dessen Sohn Hermann Heinevetter (1836-1904), Schullehrer und Küster, der letzte Heinevetter-Lehrer in Ferna war. Somit konnte sich nun die Suche auf Berlin-St. Hedwig und das Jahr 1873 konzentrieren.

Marcellinus Prien wurde nun im Kirchenbuch St. Hedwig fündig:

Trauregister St. Hedwig 31/1917
Hermann Heinevetter
- katholisch, Dr. med., Stabsarzt,
* 10.08.1873
= 10.08.1873 Berlingerode (so angegeben in StA Eintrag)

Eltern: Lehrer Hermann Heinevetter in Berlingerode & Sophia Schlotterhose (* Ehefrau lt. FamGenealog.)
oo 12.05.1917

Trauzeugen: Stadtsergant Hermann Schmalz; Schlachtermeister Julius Heick

Die Ehefrau Margarethe, geb. Ludewig

Ehefrau:

Anna Johanna Margaret(h)e Ludewig
- evangelisch
* 06.11.1886

Eltern: Oberpostassistent Heinrich Ludewig in Dresden & Emilie Anna Ludewig, geb. Rubisch (* Ehefrau lt. standesamtl. Geburtsregister)

Angaben unter Spalte "Datum und Ort des standesamtlichen Aktes":
Kriegstrauung! Garantieen sind gegeben, I/II 186 12.V.17

Angaben unter Spalte "Wohnort der Brautleute": z. Zt. im Felde / Dresden

Bei der weiteren Suche in Ancestry wurde im Standesamt Berlin I/II die entsprechenden Heirat gefunden:

Als Trauzeugen werden vermerkt: Stadtsergant Hermann Schmalz, ausgewiesen durch Militärpass, 40 Jahre alt, wohnhaft in Berlin, und der Schlachtermeister Julius Heick, ausgewiesen durch Legitimationskarte, 50 Jahre alt, wohnhaft in Berlin.

Interessant ist auch der Nebenvermerk, dass der Ehemann 1930 in Dresden verstorben ist (StA Dresden II 2165/1930).
Auch über Anna Johanna Margarethe Ludewig ist mehr vermerkt: geboren und wohnhaft (!) in Dresden, Vater: Heinrich Wilhelm Ludewig; Mutter: Emilie Anna Rubisch.

Hier der Auszug aus dem Sterberegister vom 3.12.1930 Nr. C1_2165_Dresden zu Dr. med. Hermann Heinevetter, praktischer Arzt, zuletzt Feldgasse 12 in Dresden; die Meldung erfolgte nicht durch die Ehefrau, sondern die Heimbürgin (Totenfrau) Laura Weber, Dresden.

Der Alpenverein

Dr. med. Johannes Hermann Lorenz Heinevetter (1873-1930) war auch Mitglied des Alpenvereins, Sektion Dresden (Sachsen) - dies seit 1906 - ausweislich der Mitgliedsliste von 1919. Es wurden auch Wanderungen - immerhin 1.700 Mitglieder -  in der Dresdner Umgebung (sicher auch Elbstandsteingebirge) durchgeführt.

Gut möglich, dass Dr. Heinevetter mit Gattin (?) dabei war; Reisen in die Alpenhütten (in Östereich) selbst waren wegen der Kriegslage zw. 1914 und 1918 undenkbar; einige Hütten wurden auch vom Militär requiriert und im Zustand des fast Totalverlustes zurück gelassen, andere Hütten lagen nach 1919 nicht mehr in Österreich (vermutlich Südtirol = Italien) - damit kein Zugriff des Vereins mehr.

Leben, Ehefrau & Adressbücher

Dr. Hermann Heinevetter wurde also nur 57 Jahre alt, zur Todesursache ist leider nichts vermerkt. Er wurde auf dem Johannesfriedhof in Dresden Tolkwitz bestattet (Quelle: https://www.findagrave.com/memorial/238819869/hermann-heinevetter).

Schon ab 1916 (hier: im Branchenverzeichnis Ärtzte in der Ammonstraße 42), dann ab 1924 in der Feldgasse 12 Eg., 1925 und 1930 ist Dr. Hermann Heinevetter in Dresden in den betreff. Adressbüchern als wohnhaft nachweisbar (Quelle: Adressbücher_Ancestry). Vermerkt sei aber, dass nachweislich der Mitgliedschaft im Alpenverein (1906) Dr. Hermann und Ehefrau Anna J. Margarethe schon zuvor in Dresden gelebt haben (müssten). Vllt. finden sich diesbezüglich noch weitere Zeugnisse.

Seine Ehefrau, Anna Johanna Margarethe Ludewig (1886-1960), überlebte ihren Mann um immerhin 30 Jahre und verstarb erst am 3.7.1960 auch in Dresden - sie musste also auch noch den II. Weltkrieg (1939-1945) mit allen Folgen, auch für Dresden, noch erleben und die beginnende deutsche Teilung nach 1949 in der DDR.

Spannend bleibt weiterhin die Frage, ob es Kinder gab, wo Doktor med. Hermann Heinevetter im Ersten Weltkrieg eingesetzt war, wo gegebenenfalls die Praxis in Dresden sich befand und ob es sonst noch Informationen aus Dresden über das Ehepaar gibt  - die Forschung höret nimmer auf.

Dank sei Wigbert & Roswitha Iseke und Marcellinus Prien, die viel Licht in diesen spannenden Zweig von der Herrnschmiede zur Ludimagister Familie bis nach Berlin und Dresden geliefert haben.